Immer wieder wird sich die Frage gestellt, wie weit man diversifizieren sollte, was Sinn macht und was für einen Privatanleger überhaupt darstellbar ist. Diversifikation ist oftmals eines der ersten Schlagworte, die Anleger lesen/hören, wenn es um die persönliche Geldanlage geht. Diversifikation an sich hat das Ziel Risiken abzubauen. Stellen Sie sich vereinfacht gesagt vor, Sie haben 10.000 Euro zur Verfügung und investieren diese in Aktien der Daimler AG. Dann hängt Ihr Wohl und Wehe voll und ganz an der Performance dieses einen Unternehmens. Die Risiken sind also enorm. Stattdessen hingegen könnten Sie auch für 5.000 Euro Aktien von Daimler und für die weiteren 5.000 Euro Aktien von BMW kaufen. Nun haben Sie die Risiken schon etwas breiter gestreut, allerdings würde man auch hier noch von einer hohen Konzentration sprechen. Zudem müssen Sie beachten, dass sie weiterhin in einem nahezu identischen Segment aktiv sind. Nehmen Sie hingegen statt BMW als zweite Aktie die Adidas AG mit auf, so haben Sie Ihr Risiko über zwei Aktien UND zwei Branchen gestreut. Dann wiederum gibt es weitere kritische Aspekte, die zu beachten sind. Weiterhin sind Sie nur im Aktiensegment unterwegs, beide Unternehmen stammen aus Deutschland, werden in Euro gehandelt und gehören zum Bereich der Blue Chips (große Unternehmen mit hoher Marktkapitalisierung). Folgende Auflistung gibt einen ersten Überblick wie man diversifizieren kann:

-        AssetKlasse: Aktien (Stamm- oder Vorzugsaktien), Anleihen (Laufzeit, Rang), Immobilien (Standort), Rohstoffe

-        Regionen: Europa (Deutschland, Spanien, Frankreich usw.), Nordamerika (USA & Kanada), Asien (China, ex Japan), Emerging Markets (Brasilien, Indien uvm.)

-        Währungen:  EUR, USD, CHF, GBP, JPY usw.

-        Branchen: Automobile, Energie, Handel, Technologie usw.

-        Größe: Small Cap, Mid Cap, Blue Chips

-        Style: Value-Titel, Growth-Titel, Blend-Titel

Ich persönlich verfolge innerhalb der Strategie und Portfolioführung einen sogenannten High-Convicted Ansatz. Dabei fokussiert man sich auf wenige Titel um den Überblick zu behalten und wirklich einen Unterschied zur Benchmark (ein Vergleichsindex wie der DAX oder MSCI World) machen zu können. Viele (Aktien-) Fonds haben über 100 unterschiedliche Aktienpositionen. Nun kann es sein, dass dahinter große Investmenthäuser stehen, die gleichzeitig auch zahlreiche Analysen anstellen können, die jede Veränderung mit einbeziehen. Oftmals jedoch sind dies auch nur kleine Fondshäuser, die allerdings über große Milliardenbeträge verfügen. Eine solche Anzahl an Aktien permanent unter die Lupe zu nehmen halte ich persönlich für nahezu unmöglich. Zudem kann man, wenn man sich nur wenige Titel herauspickt auch schneller unter Beweis stellen, ob die eigene Strategie funktioniert.

Was jedoch sind wenige Titel innerhalb des Aspektes der Diversifikation und was viel? Wissenschaftlich gesprochen sagt man, dass man das Selektionsrisiko ab ca. 15-30 unterschiedlichen Wertpapieren ausgrenzt. Das heißt, ab einer solchen Diversifikationsmenge besteht nur noch das Marktrisiko. Wer jedoch outperformen möchte, sucht sich weniger Titel und gewichtet diese schwerer. Große Hedgefonds, die vor allem aufs Stock Picking setzen investieren dann gut und gerne auch über 5% in eine einzelne Aktie. Das birgt Risiken zeigt aber auch ob ein Ansatz funktioniert und unterstreicht die Qualität des Stock-Pickers. Die folgende Grafik veranschaulicht diese Thematik.

Das sogenannte „Systematische Risiko“ beschreibt das Marktrisiko. Der Markt ist dabei als System zu verstehen. Das „Unsystematische Risiko“ beschreibt Ihre Titelauswahl. Es wird ersichtlich, dass das Gesamtrisiko abnimmt, je mehr Titel aufgenommen werden und umgekehrt.

Wie jedoch sollte man sein eigenes Portfolio nun strukturieren und nach welchen Kriterien. Dabei kann ich nur ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern. Innerhalb der von mir verfolgten Strategie (alternativer Investmentmantel – stark fokussiert) befinden sich ca. 40 Wertpapiere. Diese 40 Wertpapiere wiederum sind aufgeteilt auf Aktien und Anleihen. Die Emittenten-Anzahl hingegen liegt bei ca. 25 Unternehmen. Das heißt, dass  es einige Unternehmen gibt, von denen sowohl Aktien als auch Anleihen enthalten sind. Bei einigen Unternehmen sind es direkt mehrere Anleihen mit unterschiedlichen Laufzeiten. Das Verhältnis befindet sich derzeit bei ca. 60% Anleihen und 40% Aktien. Die Strategie darf als Value verstanden werden. Der Grund dafür liegt in der Strategie selbst. Ein Fokus liegt auf sogenannten Distressed-Securities, also Unternehmen, die in (vorrübergehende) Schieflage geraten sind und somit günstig eingekauft werden können. Ein KBV von deutlich unter 1 ist also nicht die Seltenheit. Regional befindet sich der Schwerpunkt auf Europa (EUR, wenig GBP und NOK) und Amerika (USD, CAD). Ergänzend kommt in Einzelfällen Japan (JPY) hinzu. Also keinerlei Emerging Markets, was dem Ansatz selbst geschuldet ist.

Wer jedoch selber beispielsweise einen gewissen Anteil an Rohstoffen oder Emerging Markets mag, der hat die Möglichkeit über entsprechende ETFs zu handeln.  So könnte man die 10.000 Euro bei unserem Beispiel von oben zum Beispiel wie folgt strukturieren:

-        2.000 € = Deutschland-Aktien

-        2.000 € = Europa-Aktien

-        2.000 € = USA Aktien

-        2.000 € = Emerging Market ETF

-        2.000 € = Renten-ETF.

Die einzelne Titel-Auswahl ist natürlich der Spaß an der Sache und jedem Investor überlassen. Mit den 40% des Portfolios in Emerging Markets und Renten hat man hingegen bereits einen ordentlichen Teil diversifiziert.

Unterm Strich bleibt also zu sagen, dass Diversifikation (aus meiner Sicht) ein essentielles Anliegen für jeden Investor sein sollte. Sich jedoch hunderte von Aktien und Anleihen ins heimische Depot zu legen oder auch Fonds zu erwerben, die dies tun halte ich für weniger zielführend. Je mehr Titel enthalten sind, desto geringer wird das unsystematische Risiko, die Messbarkeit der eigenen Strategie und vor allem der Spaß an der Sache.

Ihr Andreas Meyer

Quellen: FinanzMonitor, Bloomberg, Wiley, GreenRiver Capital

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